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Hochzeitsreise

Unterwegs

Wir waren zu einer Hochzeitsfeier eingeladen, das finden wir immer sehr schön. Diese Feier war im Süden Dänemarks, für uns ist es eine Fahrt einmal durch die Republik, fast von den Alpen bis zur Elbe und dann noch ein Stückchen weiter.

An der Elbe hatte ich letztes Jahr ein schönes Fleckchen Erde kennengelernt. Kollmar an der Elbe.

Da haben wir übernachtet. Leider kamen wir zu spät für Fischbrötchen oder Currywurst. Für den Sonnenuntergang und die letzten Pommes hat’s aber gereicht 👍.

Auf dem Weg zum Polterabend kamen wir am Emil-Nolde-Museum vorbei, da mussten wir unbedingt reinschauen. Ein schöner Garten umgibt das Wohnhaus des Künstlers, ringsum nix als Natur. Und im Haus werden natürlich Bilder gezeigt, einige davon erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen. Knapp 500 Bilder sind im Depot, im Haus können nicht alle gezeigt werden, immer im Frühjahr wird eine neue Ausstellung vorbereitet.

Sehr kunstvoll gestaltet sind einige Häuser…

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Zwischen Meeren und Seen

Morgens wach werden und im Meer oder in einem See schwimmen zu können, zählt für mich zu den besten Dingen im Leben. In Skandinavien hat man es in dieser Hinsicht gut.

Als ich gemeinsam mit meiner Tante und meinem Onkel meinen Cousin Henrik in Småland (Südschweden) besuche, bin ich in einer Landschaft mit 500 Seen. „Hier können Sie jeden Tag in einem anderen See baden“, wirbt das Tourismusamt.

In Göteborg ist das Kattegat nur einen kurzen Spaziergang vom Haus meiner Verwandten entfernt, so dass ich in meinen morgendlichen Lauf ein Bad im Meer einbinden kann.

Nun pendele ich langsam heimwärts durch Dänemark, rechts Meer, links Meer, aber leider nicht mehr einladend warm. So habe ich heute auf mein morgendliches Bad verzichtet und schaue mir statt dessen das hübsche Alborg an. Viele alte Häuser, ein Hafen, moderne Museen.

Reisen in Skandinavien ist entspannt wie die Menschen hier. Autofahren ist nicht wie in Deutschland eine ständige Hetzerei, ein ständiges Beweisenmüssen, wer schneller und stärker ist. Höchstgeschwindigkeit auf der Landstraße ist 80, auf der Autobahn 130. Da rast keiner von hinten mit der Lichthupe an, wenn du nicht schnell genug wieder auf der rechten Spur bist.

Das Essen ist köstlich (vom Smørrebrød in Dänemark bis zur Smørgåstårta in Schweden, den vielen verschiedenen Fischgerichten oder dem Lakritzeis.

Dänemark ist ja eines der glücklichsten Länder der Welt, hyggelig eben.

Und in Schweden spürt man allenthalben den Wohlfahrtsstaat und die soziale Haltung der Menschen – sei es, dass sich ein jeder duzt, dass es bei vielen verpönt ist, sich eine Haushaltshilfe zu nehmen oder auch elegante Restaurants mit Selbstbedienung sind. Wunderbar: ab 65 Jahren zahlt man nichts mehr für die öffentlichen Verkehrsmittel!

Während ich langsam, langsam durch Dänemark Richtung Süden bummele, wird mir klar, dass dies das erste Mal ist, dass ich reise, ohne zu wissen, wann genau ich zuhause ankomme. Ob ich mir hier oder da noch etwas anschaue oder nicht, kann ich, da ich alleine unterwegs bin, spontan entscheiden. Im Moment zieht es mich eher heim. Auch das eine neue Erfahrung. (Ich weiß aber auch, dass die nächste Reise bald wieder losgeht: Anfang Juli, zu Fuß von Neufahrn nach Göttingen).

Von den Inseln auf die Insel

Am Ende unserer Italienreise verlassen wir die liparischen Inseln und fahren mit dem Schiff zurück nach Sizilien. Wir möchten uns noch das berühmte Taormina anschauen, das auf unserer Strecke zum Flughafen in Catania liegt.

Wer schnell unterwegs sein möchte, nimmt das Tragflächenboot, das häufig und rasch überall hindüst. Haben wir bisher auch gemacht. Es ist hier das normale Fortbewegungsmittel.

Allerdings hat es auch zwei Nachteile: man kann sich nicht an Deck aufhalten und es ist viel teuerer als das große langsame Fährschiff, das seltener fährt und erheblich langsamer ist.

Für unsere letzte Schifffahrt auf dieser Reise haben wir uns für den gemütlichen Dampfer entschieden, der in vier Stunden von Salina nach Milazzo fährt.

Wir genießen die Fahrt. Es ist warm und windstill, wir passieren noch einmal Lipari und Vulcano und lassen unsere noch frischen Erinnerungen Revue passieren.

Vom Hafen in Milazzo aus laufen wir zum Bahnhof, der leider nicht im Zentrum liegt sondern nur über stille unschöne Vorortstraßen erreicht werden kann. Wir müssen feststellen, dass unser Zug erst in drei Stunden geht, es hier keine Bar, kein Café, nichts gibt. Da auch keine Gepäckaufbewahrung angeboten wird, ist uns der Rückweg ins Zentrum mit unseren Rucksäcken zu weit. Gut, dass wir noch Wasser und Karamellbonbons haben.

Doch irgendwann ist auch das geschafft. Ein Zug kommt und um halb 8 sind wir in Taormina und tauchen ein die nächtliche Szenerie, die wie eine Opernkulisse wirkt.

Neben den vielen schmucken Gassen mit vorbildlich restaurierten Häusern hat Taormina ein antikes Amphitheater zu bieten, zu dem wir am nächsten Morgen aufsteigen. Wir können gar nicht mehr aufhören zu staunen und zu fotografieren, so herrlich ist dieses Ambiente mit Blick auf die Altstadt, den schneebedeckten Ätna und das Meer.

Noch weiter oben gibt es noch ein uraltes Castello. Doch vorher müssen wir uns von den touristischen Strapazen erholen.

Italienisches Geheimrezept: 1/4 l Weißwein plus 1 Espresso beflügeln für 200 Höhenmeter. Ehrlich.

Salz , Kapern und Wein

Unsere vierte und letzte Insel ist Salina, die Insel der Kapern, des Salzes und auch des Weines. Salz wurde hier zu früheren Zeiten gewonnen, die Kapern wachsen wie Unkraut und werden zu allem möglichen verwendet. Jedes Gericht, das auf -eolia (äolisch, die liparischen Inseln heißen ja auch äolische Inseln) endet, enthält die schmackhaften kleinen Knospen. Da ist man hier nicht wählerisch. Sie landen im Salat genauso wie auf der Pizza, den Panini oder dem Pane Cunzato, einer weiteren sizilianischen Spezialität, die ein bisschen was von einer kalten Pizza hat. Der üppige (kalte) Belag kann aber auch ohne Brot gefuttert werden – dann hat man quasi einen ganz köstlichen Salat.

Außerdem wird auf Salina Wein angebaut. Bekannt und beliebt ist der Malvasia, den es u.a. als Dessertwein gibt.

Und dann hat Salina noch zwei Berge, den Monte Fossa und den Monte dei Porri. Eigentlich wollten wir beide besteigen, doch nach den 900 Höhenmetern auf steilen, schmalen Pfaden auf den Monte Fossa, beschließen wir, dass sein Zwilling auch gut ohne uns auskommen kann.

Auch wenn die Tour sehr anstrengend war, genießen wir insbesondere die schönen Ausblicke unterwegs und die Pflanzenpracht wie Mimosenbäume, Zylinderputzer oder den exotischen Zistrosenwürger (Danke, liebe Astrid, fürs Ausfindigmachen dieses Namens!).

DER Spruch dieser Reise ist übrigens: „Gut, dass nicht August ist!“ Zumeist bezogen auf die Temperaturen beim Wandern. Auch auf den Monte Fossa will man nicht wirklich bei 30 Grad oder mehr. Da sind schon die aktuellen 20 Grad schweißtreibend genug.

Unser letzter Inseltag soll also ganz entspannt vonstatten gehen. Ausschlafen, frühstücken, Geschenke kaufen und ansonsten faulenzen.

Ich werde bereits um kurz vor sechs wach. Wunderbare Gelegenheit, den Sonnenaufgang über dem Meer zu bewundern.

Dann nochmal ins Bett krabbeln ist herrlich. Nach dem Frühstück erstehen wir Inselspezialitäten wie Kapern, Malvasia und Limoncello und entscheiden uns, doch noch eine kleine Wanderung zu den Höhlen der Sarazenen zu machen.

Am Nachmittag wage ich noch einen kurzen Sprung ins Meer, gar nicht so kalt wie erwartet und für den Rest des Tages im Liegestuhl gefaulenzt. Meraviglioso!

Drei-Gänge-Menü auf Stromboli

Auch hier dreht sich alles um den Vulkan. Oder vielmehr, gerade hier. Denn der Vulkan auf Stromboli ist der einzige ständig tätige Vulkan Europas. Mehrmals stündlich bietet er ein Schauspiel, das in Europa seinesgleichen sucht.

Um unsere drei Tage, die wir auf der kleinen Insel mit dem großen Vulkan verbringen, optimal zu nutzen, stellen wir unseren Rhythmus vollständig auf ihn ein. Sind wir normalerweise auf Reisen tagsüber aktiv und lassen den Tag dann bei einem gemütlichen Abendessen langsam ausklingen, läuft es hier genau andersrum: tagsüber passiert nicht viel. Wir bummeln durch die schmalen Gässchen, die zu beiden Seiten von weiß gekalkten Häusern gesäumt sind, liegen am Strand mit feinem schwarzen Lavasand, lesen, trinken Kaffee oder essen Granita con panna, eine Art halbflüssiges Wassereis mit Sahne (das von Einheimischen, zusammen mit einem süßen Brötchen, einer Brioche, auch gern zum Frühstück gegessen wird).

Die Höhepunkte des Tages kommen dann am Abend. Denn im Dunkeln sieht man die feurigen Fontänen des Vulkans besonders gut.

Und so gibt es am ersten Tag unseres Aufenthaltes, quasi als Vorspeise, eine 10 Kilometer-Wanderung zur Sciara del Fuoco, der Feuerrutsche. Alle paar Jahre fließt hier nach besonders schweren Ausbrüchen glühende Lava ins Meer.

Wir brechen gegen 18 Uhr auf, denken, wie wir zwei schweißtreibende Stunden später bedauern werden, nicht daran, etwas (leckeres) zum Trinken mitzunehmen und warten gemeinsam mit einigen Franzosen (erwähnte ich schon, dass außer Italienern hier nahezu ausschließlich Franzosen sind?) in 400 Metern Höhe auf den nächsten Ausbruch des Vulkans.

Plötzlich zischt es, als ob ein Gashahn aufgedreht würde. Ein sehr großer Gashahn. Und dann entzündet jemand ein Feuerwerk auf dem Gipfel des Vulkans. Genauso sieht es aus, wenn er sein Feuer in den Nachthimmel spuckt. (Allerdings verändert er seine Farbe nicht.)

Wir stehen, schauen und staunen. Man kann nicht gerade die Uhr nach ihm stellen, aber in etwa jede Viertelstunde ein Mal gönnt er uns durchaus sein Spektakel.

Gegen neun machen wir uns mit Hilfe unserer Stirnlampen an den Abstieg und gönnen uns in der Pizzeria Osservatorio, die ein paar hundert Höhenmeter tiefer aber immer noch mit Blick aufs Feuerwerk liegt, eine Pizza mit mindestens fünf weiteren Vulkanausbrüchen.

Zur Hauptspeise: Die Wanderung auf den Gipfel

Wie im echten Leben wird einem auch hier die Hauptspeise nicht geschenkt. Serviert wird: die Besteigung des Kraters. Fast 1000 Höhenmeter. Drei Stunden Aufstieg. Eine Stunde Frieren am Gipfel. Eineinhalb Stunden Staub schlucken beim Runterrutschen über die Aschenbahn auf dem Heimweg. Ein teures Mahl, aber exquisit.

Um 16 Uhr treffen wir uns mit Frederico und neun weiteren Wanderern aus Frankreich, Italien, Tschechien und Deutschland bei „Vulcano adventures“. Jeder erhält einen Helm, der uns auf dem Gipfel des Stromboli, dem 3000 Meter hohen Vulkan (2000 davon unterseeisch), vor herumfliegenden Gesteinsbrocken schützen soll. Außer uns sind noch sechs weitere Gruppen anderer Agenturen unterwegs. Über die 400 Meter-Höhenlinie darf man seit einigen Jahren nämlich nur noch mit einem Führer. Zur Hauptsaison können dann am Abend leicht schon mal um die 20 Gruupen am Berg sein. Damit alle auf den Gipfel passen, muss man nach 15 Minuten schon wieder runter. Gut, dass erst April ist.

Das Wetter könnte nicht besser sein: die Sonne scheint, es ist mit etwas über 20 Grad angenehm warm und – wie es sich später zeigen wird – sternenklar. Drei Stunden lang folgen wir einem schmalen Pfad, der sich mit angenehmer Steigung in die Höhe schlängelt.

Auf dem Gipfel stoßen wir auf die anderen Gruppen, was nicht wirklich stört, da jeder in das Naturschauspiel vertieft ist. Wir setzen unsere Helme auf und warten auf den Sonnenuntergang und die erste Eruption.

Eigentlich ist geplant, gleich ganz hoch zu gehen. Doch wir verharren etwas unterhalb des Gipfels bei den Schutzhütten, die vor einigen Jahren nach mehreren Unfällen errichtet wurden. Denn der Wind treibt gerade die Aschewolken direkt zum Gipfel, so dass man sich dort nicht lange aufhalten kann. Der Ausblick ist aber auch ein paar Höhenmeter niedriger fantastisch. Außerdem bieten die Unterstände die Möglichkeit, sich zwischen den einzelnen Eruptionen ein paar Minuten vor dem mittlerweile sehr kalt gewordenen Wind zu schützen.

Es zischt. Es grummelt. Mehrere hundert Meter (!) hohe Flammen erleuchten den Nachthimmel. Glühende Lavabrocken fallen zu Boden und rutschen über die Schiara, die Feuerrutsche, gen Meer. Nie zuvor habe ich derartiges gesehen. Feine Asche dringt in Augen, Mund und Nase, der Wind zerrt an der Kleidung und obwohl ich mittlerweile fünf Schichten trage, friere ich und die Hände sind eiskalt. Egal. Ungläubig staunend wird jede Zuckung des Vulkans mit großem Ah und Oh von der versammelten Fangemeinde registriert.

Nach etwa einer Stunde wagen wir uns ganz hoch. Es sind nur fünf Minuten und vom Gipfel aus hat man den Eindruck, fast in den mit flüssigem Magma angefüllten Kratertopf schauen zu können. Zudem sehen wir jetzt mehrere aktive Feuerstellen und versuchen, sie alle zugleich in den Blick zu nehmen.

Zu Beginn hatten wir uns gewundert, dass der Veranstalter für den Abstieg von fast 1000 Metern nur eineinhalb Stunden veranschlagt hatte. Bald wurde es aber klar: Dreiviertel der Strecke konnten wir auf feinem schwarzen Sand hinunterrutschen. Eine spaßige aber sehr staubige Angelegenheit.

Duschen, Haare waschen, Wäsche machen sind deshalb die Tätigkeiten zwischen Hauptspeise und Dessert: einer Fahrt mit dem Boot zur Schiara.

Zum Nachtisch: Flammender Himmel über dem Meer

Wir starten mit Frank, bei dem wir auch Übernachtung mit Frühstück gebucht haben, um 18 Uhr im Hafen von Stromboli. Mit an Bord acht weitere Passagiere. Zunächst schippern wir nach Ginostra, einem kleinen Inseldörfchen, das ausschließlich per Boot, nicht auf dem Landweg zu erreichen ist. Noch sind die Bars und Restaurants geschlossen. Unseren Apéritif serviert der kleine Dorfladen. Im Plastikbecher. Macht nichts. Die Atmosphäre und der Ausblick sind ein Traum.

Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir wieder auf dem Wasser.

Nach zehn Minuten drosselt Frank den Motor, köpft eine Flasche Prosecco und stößt mit uns auf den Stroboli an. Ja, er hat es gehört und sich sogleich gemeldet. Mit einem schönen roten Feuerregen.

Und noch einem. Und noch einem. Das war ein üppiges Dessert. Köstlich, wie das gesamte Stromboli-Menü. Mille grazie!

Tanz auf dem Vulkan

Hier stinkt’s. Aber ganz gewaltig. Und zwar bereits, wenn man das Boot verlässt. Irgendwie ist auf Vulcano, der zweiten liparischen Insel, die wir besuchen, alles Vulkan.

Der Höhepunkt ist natürlich der Krater. Man läuft ein gemütliches knappes Stündchen hoch und dann ist es atemberaubend. Weil es so schön ist und weil es aus den sogenannten Fumarolen nach faulen Eiern stinkt. Gut, dass sich diese Schwefelquellen mit ihren Rauchfahnen nur auf einer Seite des Kraters befinden. So kann man die gegenüberliegende für ein entspanntes Picknick mit sensationeller Aussicht nutzen.

Und weil es hier oben so schön ist, kann man auch noch ein Tänzchen wagen und es damit den Einheimischen gleich tun, die im übertragenen Sinne täglich den Tanz auf dem Vulkan tanzen. Denn der Vulkan ist, wie die Seismologen sicher wissen, durchaus noch aktiv und wird als gefährlicher eingestuft als der auf Stromboli, der täglich seine geregelte Ladung Feuer und Asche spuckt. „Und wir sind so verrückt und bauen unsere Häuser hierher“, hörte ich einen einheimischen Führer zu französischen Schulkindern sagen. Natürlich gibt es ein ausgefeiltes Überwachungssystem mit Sensoren für die Temperatur im Inneren, für die Zusammensetzung der austretenden Gas, für die Bewegung des Kraters. Und natürlich gibt es Evakuierungspläne. Aber irgendwie wird hier nach dem Motto gelebt: Et is noch immer jut jejange.

Fango für dreifünfzig

Nach der Anstrengung kommt die Entspannung. Leider stinkt es auch hierbei wieder gewaltig. Gleich in der Nähe des Hafens kann man sich gegen eine kleine Eintrittsgebühr von 3,50 Euro in einem Schlammtümpel aalen und sich selbst mit Fango einschmieren. Danach springt man ins Meer. Auch jetzt, bei 15 Grad, denn unterseeische Fumarole spritzen heiße Gase ins Wasser und erwärmen es. Unangenehm allerdings, wenn man direkt auf so eine heiße kleine Quelle tritt.

Die mit dem Bär tanzt

Auch die kleine Halbinsel Vulcanello, die man nach einem gemütlichen Spaziergang und dem Bewundern der zahlreichen Villengrundstücke erreicht, zeugt von vulkanischen Aktivitäten. Im „Tal der Monster“ finden sich bizarre, von Wind und Wetter geformte Lavafiguren. Die bekannteste, auf jeder Ansichtskarte abgebildete ist „Orso“, der Bär, mit dem ich dann auch gleich ein Tänzchen wagte.

Danke, Google!

Als wir vor einigen Wochen überlegten, wo wir denn Achims letzte zwei Urlaubswochen verbringen könnten, ehe er dann im Juni auch in den Ruhestand geht, irrte sich Google: Auf meine Abfrage nach Wandermöglichkeiten auf den Kanaren, tauchten Bilder von wunderschönen, mir nicht bekannten Inseln auf. Wo sind die denn? Wie heißen die denn? Es waren die liparischen Inseln vor Sizilien. Die nicht zu den Kanaren gehören. Danke, Google, für deinen Fehler. Die Bilder haben uns so gut gefallen, dass ich am nächsten Tag unsere Flüge nach Catania auf Sizilien gebucht habe. Und jetzt sind wir hier. Und es ist so schön wie auf den Bildern.

Heute haben wir die erste Wanderung unternommen und festgestellt: die Insel duftet. Nach Ginster. Köstlich. Wir laufen über schmalen Pfaden zum Alten Observatorium. Links von uns das Meer und Vulkano, eine weitere der insgesamt sieben liparischen Inseln. Rechts von uns leichte Hügel, die von Ginsterbüschen und anderen Frühlingsblühern wie den lilafarbenen Glyzinien, roten Wicken und weißen Mittagsblumen bedeckt sind.

Eine ganze Weile haben wir eine wunderbare Sicht auf Vulkanos Krater, den wir nächste Woche besteigen werden.

Gegen Mittag zieht ein Gewitter auf. Fast haben wir den Gipfel des Monte Guardio erreicht, als die ersten Tropfen fallen. Aber alles halb so wild. Erstens ist der „Wachtberg“ Liparis lediglich 369 Meter hoch und zweitens erschöpft sich das drohende Gewitter in einigen Donnergrollen und zieht rasch vorüber.

Also suchen wir uns nach dem „Gipfelsturm“ ein paar Steine und packen die Brotzeit aus.

Nicht irgendeine Brotzeit. DIE Brotzeit. Panini von Gilberto und Vera, die hier berühmt sind für ihre hervorragenden belegten Brötchen. Gestern Abend sind wir schon zum Apéritif bei ihnen gewesen. Haben uns ein Panino geteilt und zwei kleine Wein bestellt. Da wir die ersten Gäste waren, hat Gilberto uns zu seinem besten winzigen Tisch gelotst („Von hier könnt Ihr alles sehen Es ist wie in der Oper!“). Das Panino war mit den auf der Nachbarinsel Salina wachsenden Kapern, eingelegten Auberginen, frischen Tomaten und Provolone gefüllt. Hmmmm. Über die Weine, beide auf der Insel gereift und gekeltert, hielt Gilberto einen Kurzvortrag. Und lecker waren sie auch.

Auf dem Berg gab es leider nur schnödes Wasser zum feinen Brötchen.

Wie so oft hatte ich leider auch davon zu wenig dabei und freute mich deshalb um so mehr, als wir beim Abstieg an einem idyllischen Plätzchen mit Bank, Tisch, Hängematten und Meerblick vorbeikamen. Das ist bestimmt privat, dachte ich. Nein, „Hikers Rest“, also Rastplatz für Wanderer, stand auf dem Zaun geschrieben. Und auf dem Tisch stand ein großer Krug frischen Wassers. Wer sich wohl so etwas nettes ausdenkt? Danke dafür!

Der restliche Abstieg war rasch bewältigt – hatte die Gemeinde doch eine Direttissima nach unten gebaut. Ein super steiler Abstieg über einen schmalen Betonpfad, der mehr in die Knie ging als die vierstündige Wanderung insgesamt. Immerhin bot er wunderschöne Ausblicke auf den Ort Lipari mit seiner antiken Akropolis.

Unsere Belohnung für die anstrengende Tour hieß Cannoli, mit süßer Ricotta gefüllte Teigtaschen, die es in der klassischen, also puren Variante gibt oder mit Pistazien angereichert.

Einen Spätnachmittagsschlaf später machten wir uns dann noch auf, die hiesige Kathedrale zu besichtigen. Jeder Weg durch Lipari führt durch idyllische Gässchen.

Auch unser Appartement liegt in einer winzigen Gasse. Wir können jedes Mal wählen, wo wir rein und rausgehen, da wir zwei Ausgänge haben. Die Krönung jedoch ist die Dachterrasse, auf der ich jetzt sitze und schreibe – begleitet vom Rauschen des Meeres, meinem Liebsten und einem sizilianischen Weißwein.