Wie kommen wir vom Kröller-Müller-Museum im holländischen Otterlo am besten nach Göttingen zur Schwiegermama? Über den Kohlenpott (an meiner Ausdrucksweise lässt sich mein Alter ablesen 😊). In Duisburg waren wir während Corona, gefiel uns sehr gut. In Essen, Zeche Zollverein, klasse! Aber halt, das Folkwangmuseum in Essen! Oft gehört, nie dagewesen. Das ändern wir heute.
Mir als gebürtiger Niederrheinerin wird ein interessanter Fakt in Erinnerung gerufen: Bei Nijmegen in den Niederlanden heißt der Rhein nicht mehr Rhein, sondern Waal – den wir auf dem Weg zurück nach Deutschland überqueren.
Wie das Kröller-Müller-Museum ist das Folkwang einer einzelnen Sammlerpersönlichkeit zu verdanken: dem ebenfalls aus reichem Elternhaus stammenden Kunstliebhaber Karl Osthaus, der 1897 mit seiner Sammeltätigkeit begann.
Die erste interessante Entdeckung, die wir im Museum machen, ist Eva von Auguste Rodin. Mit meiner Namensschwester muss ich gleich mal ein bisschen posen.
Die nächste Überraschung ist auch Rodin zu verdanken: gestern saß seine Femme accroupie, seine hockende Frau, noch im Gras vorm Kröller-Müller-Museum. Heute ist sie – oder ihr Double – hier in Essen.
Es gefällt mir, dass es im Museum eine eigene Stelle fürs Erforschen der Herkunft von Raubkunst gibt und dies bei fraglichen Werken dokumentiert ist und ausgehängt wird.
Auch dieser Vermerk unter Gauguins Bild gefällt mir: „Über das Leben der Frau, deren Namen die Literatur als Tohotaua überliefert, ist noch zu wenig bekannt… Gauguin nutzte eine Fotografie als Vorlage für dieses Gemälde. Das fotografische Porträt war bereits gestellt, in seiner Malerei veränderte Gauguin das Abbild von Tohotaua aber noch weiter… Jeune fille à l’eventail ist deshalb weniger ein Porträt von Tohotaua als mehr ein Abbild des weißen männlichen Blicks auf einen namenlos gemachten polynesischen Frauenkörper.“
Ein paar Säle weiter dann die nächste Überraschung. Diese Figur heißt Goldene Sirene und ist von Kiki Smith. Moment, den Namen habe ich doch neulich erst gelesen. Dem Internet sei abermals dank. Schnell finde ich heraus, dass ich mich nicht getäuscht habe. In Freising, unweit von meinem Wohnort, wurde vor kurzem im Diözesanmuseum eine neue Kapelle eingeweiht. Geschaffen wurde sie – von Kiki Smith. Da müssen wir dann auch bald hin.
Viele bekannte und uns weniger bekannte Kunstwerke später stoßen wir auf eins, das Achim Anregung für eigene künstlerische Tätigkeit bietet.
Philipp Goldbach schuf diese Wand-Installation aus 120.000 gestapelten Diarähmchen des ehemaligen Bildarchivs der Ruhr-Universität Bochum. Das Wandfries ist in seiner Abfolge nach AutorInnen und topographischen Orten strukturiert und sein Erscheinungsbild mehr als nur Zufall. Ich weiß nicht, ob bei uns daheim 120.000 Dias lagern, aber ein paar Tausend sind es bestimmt, die in einem solchen Kunstobjekt eine optimale Zweitverwertung fänden.
Wir lassen nicht nur unseren Museumsbesuch sondern auch diese Reise im Café Edda ausklingen. Morgen geht es nochmal für einen kurzen Besuch zur inzwischen erholten Schwiegermama und am Mittwoch fahren wir wieder nach Hause.
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