Der Vormittag vergeht heute wie im Fluge. Da wir heute Nacht in Herrn Dörings Ferienwohnung nächtigen durften („Normalerweise kriegt die keiner nur für eine Nacht. Aber für Wanderer und Radfahrer mach ich schon mal eine Ausnahme.“), gab es kein Frühstück und so waren wir bereits um halb neun unterwegs.
Hier durch Uder verläuft auch der Jakobsweg und dem Pilger wurde sogar ein Denkmal gesetzt. Eine kleine Gruppe älterer RadlerInnen fragte uns, ob wir pilgern würden. Und fanden meine Antwort, nein, wir laufen zu meiner Schwiegermutter sehr erheiternd.
Wir frühstücken kurz vor dem Ortsausgang beim Penny mit Kaffee, Käsebrötchen und Kuchen – und ahnen noch nicht, was dieser Tag uns noch bescheren würde.
Leichtfüßig starten wir um viertel vor zehn. Das Ziel unserer gesamten Wanderung, Göttingen, wird uns kurz nach dem Start angezeigt. Da wir nicht den Radweg nehmen, werden es bei uns wohl ein paar Kilometer mehr werden. Für heute sind 18 geplant, für morgen etwa ebenso viele.
Wir lassen unseren Gedanken freien Lauf, sind schon ein wenig in Abschiedsstimmung. Ich plane ein bisschen die nächste Woche (Abendessen mit Jonas und Nadine? Frühstück mit Edda? ), mache mir Gedanken, wie wohl der Garten aussieht und freue mich auf zuhause. Gleichzeitig überlegen wir, wohin die nächste große Wanderung gehen könnte oder ob wir doch lieber mit dem Rad oder dem Caravan (oder dem Wohnmobil?) los wollen.
Immer wieder wird unsere Unterhaltung unterbrochen, weil am Wegesrand etwas Aufmerksamkeit verlangt. Wir sehen z. B. einen Habitatbaum. In dem kreisrunden Loch im Stamm oben leben offenbar Wespen oder Hornissen.
Unvermittelt stehen wir vor einer Sandsteinabbaugrube. Überqueren Stoppelfelder und eine Autobahn.
Als Relikte der thüringischen DDR-Zeiten machen wir (noch in Uder) einen frisch renovierten Plattenbau und ein paar Kilometer später ein früheres LPG-Gebäude aus.
Zur Brotzeit mittags gibt es natürlich Eichsfelder Mettwurst.
Am Nachmittag laufen wir ein gutes Stück der Strecke über die Trasse der ehemaligen Grenze, nehmen hier und da eine Abkürzung, Achim vergleicht häufig den Track, den er vorgestern aufs GPS überspielt hat (nachdem er eine Route mit Hilfe von OSMand+ entwickelt hat) mit den in der frisch erworbenen Radkarte „Eichsfeld“ verzeichneten Wanderwegen sowie der Topografie vor Ort. Und an dieser Stelle sei ein dickes Lob vermerkt, denn im Gegensatz zum markierten Frankenweg und Hochrhöner sind wir hier ganz auf uns selbst gestellt.
Gegen fünf erreichen wir Bremke, den ersten Ort in Niedersachsen, in dem wir im Gasthof Jütte ein Zimmer bestellt haben. Wie immer freuen wir uns auf die Dusche, ein kaltes Getränk, ein leckeres Abendessen und ein paar entspannte Stunden.
Der Gasthof hat geschlossen, ein Schild an der Tür informiert, dass derzeit Betriebsferien sind. Kann ja gar nicht sein. Achim hat doch vor wenigen Tagen mit ihnen telefoniert.
Ich klingele und eine junge Frau öffnet. „Zimmermann. Wir haben ein Zimmer bestellt.“ Die Frau schüttelt den Kopf. Kann nicht sein. Betriebsferien. Achim? Achim! Der schaut bedröppelt drein. Schnell kommen wir auf des Rätsels Lösung. In Ebergötzen, 20 Kilometer nordöstlich, gibt es auch einen Gasthof Jütte… Ja, beim Googeln muss man schon genau hinschauen.
Enttäuscht gehen wir zur Bushaltestelle, die uns schon unterwegs aufgefallen war. In 50 Minuten kommt der Bus nach Göttingen.
Im Dorfcafé leidet Achim noch ein bisschen vor sich hin…
Ehe wir uns versehen, sind wir in Göttingen, steigen um in den Bus nach Nikolausberg und zwei Kilometer vor dem Ort wieder aus, um wenigstens wie geplant zu Fuß bei meiner Schwiegermutter einzulaufen.
Die Gesamtkilometerzahl und ein Fazit unserer Tour gibt es morgen. Heute müssen wir erstmal hier ankommen.