Archiv der Kategorie: 320 Kilometer durch Deutschland

These boots are made for walking …

Unterwegs

Glücklicherweise war mein gestriger Buchungsfehler so nah am Ziel, da konnten wir flexibel reagieren. Denn durch das Gasthofsterben auf den kleinen Dörfern kann daraus ein sehr langer Wandertag resultieren.
Dummerweise hat mein gestriger Buchungsfehler (fast) eine ganze Etappe ausfallen lassen. Schade, die letzten 18,5 km zum Heimatort wären ja irgendwie ein Highlight gewesen.

Aber gut, das müssen wir dann mal nachholen, mit kleinem Gepäck. Es bleiben uns ja trotzdem die drei erwanderten Regionen.

Franken.Höhepunkt dieser Region – ganz klar die Fränkische Schweiz mit den tollen Felsen. Auch wenn es manchmal sehr arg hoch und runter ging, diese Felsen sind grandios.
Wunderbar auch, jeden Abend ein neues lokales Bier kennengelernt zu haben:-)

128 Kilometer in sechs Etappen, darunter die 28 km von Ebermannstadt nach Huppendorf, das war für uns sehr viel, für Eva grenzwertig.
Was hatten wir uns über dieses Wahnsinns-Wetter gefreut. Und manchmal auch gestöhnt über die außergewöhnliche…

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Tag 16… Uder – Bremke – Nikolausberg (22,5 km)

Der Vormittag vergeht heute wie im Fluge. Da wir heute Nacht in Herrn Dörings Ferienwohnung nächtigen durften („Normalerweise kriegt die keiner nur für eine Nacht. Aber für Wanderer und Radfahrer mach ich schon mal eine Ausnahme.“), gab es kein Frühstück und so waren wir bereits um halb neun unterwegs.

Hier durch Uder verläuft auch der Jakobsweg und dem Pilger wurde sogar ein Denkmal gesetzt. Eine kleine Gruppe älterer RadlerInnen fragte uns, ob wir pilgern würden. Und fanden meine Antwort, nein, wir laufen zu meiner Schwiegermutter sehr erheiternd.

Wir frühstücken kurz vor dem Ortsausgang beim Penny mit Kaffee, Käsebrötchen und Kuchen – und ahnen noch nicht, was dieser Tag uns noch bescheren würde.

Leichtfüßig starten wir um viertel vor zehn. Das Ziel unserer gesamten Wanderung, Göttingen, wird uns kurz nach dem Start angezeigt. Da wir nicht den Radweg nehmen, werden es bei uns wohl ein paar Kilometer mehr werden. Für heute sind 18 geplant, für morgen etwa ebenso viele.

Wir lassen unseren Gedanken freien Lauf, sind schon ein wenig in Abschiedsstimmung. Ich plane ein bisschen die nächste Woche (Abendessen mit Jonas und Nadine? Frühstück mit Edda? ), mache mir Gedanken, wie wohl der Garten aussieht und freue mich auf zuhause. Gleichzeitig überlegen wir, wohin die nächste große Wanderung gehen könnte oder ob wir doch lieber mit dem Rad oder dem Caravan (oder dem Wohnmobil?) los wollen.

Immer wieder wird unsere Unterhaltung unterbrochen, weil am Wegesrand etwas Aufmerksamkeit verlangt. Wir sehen z. B. einen Habitatbaum. In dem kreisrunden Loch im Stamm oben leben offenbar Wespen oder Hornissen.

Unvermittelt stehen wir vor einer Sandsteinabbaugrube. Überqueren Stoppelfelder und eine Autobahn.

Als Relikte der thüringischen DDR-Zeiten machen wir (noch in Uder) einen frisch renovierten Plattenbau und ein paar Kilometer später ein früheres LPG-Gebäude aus.

Zur Brotzeit mittags gibt es natürlich Eichsfelder Mettwurst.

Am Nachmittag laufen wir ein gutes Stück der Strecke über die Trasse der ehemaligen Grenze, nehmen hier und da eine Abkürzung, Achim vergleicht häufig den Track, den er vorgestern aufs GPS überspielt hat (nachdem er eine Route mit Hilfe von OSMand+ entwickelt hat) mit den in der frisch erworbenen Radkarte „Eichsfeld“ verzeichneten Wanderwegen sowie der Topografie vor Ort. Und an dieser Stelle sei ein dickes Lob vermerkt, denn im Gegensatz zum markierten Frankenweg und Hochrhöner sind wir hier ganz auf uns selbst gestellt.

Gegen fünf erreichen wir Bremke, den ersten Ort in Niedersachsen, in dem wir im Gasthof Jütte ein Zimmer bestellt haben. Wie immer freuen wir uns auf die Dusche, ein kaltes Getränk, ein leckeres Abendessen und ein paar entspannte Stunden.

Der Gasthof hat geschlossen, ein Schild an der Tür informiert, dass derzeit Betriebsferien sind. Kann ja gar nicht sein. Achim hat doch vor wenigen Tagen mit ihnen telefoniert.

Ich klingele und eine junge Frau öffnet. „Zimmermann. Wir haben ein Zimmer bestellt.“ Die Frau schüttelt den Kopf. Kann nicht sein. Betriebsferien. Achim? Achim! Der schaut bedröppelt drein. Schnell kommen wir auf des Rätsels Lösung. In Ebergötzen, 20 Kilometer nordöstlich, gibt es auch einen Gasthof Jütte… Ja, beim Googeln muss man schon genau hinschauen.

Enttäuscht gehen wir zur Bushaltestelle, die uns schon unterwegs aufgefallen war. In 50 Minuten kommt der Bus nach Göttingen.

Im Dorfcafé leidet Achim noch ein bisschen vor sich hin…

Ehe wir uns versehen, sind wir in Göttingen, steigen um in den Bus nach Nikolausberg und zwei Kilometer vor dem Ort wieder aus, um wenigstens wie geplant zu Fuß bei meiner Schwiegermutter einzulaufen.

Die Gesamtkilometerzahl und ein Fazit unserer Tour gibt es morgen. Heute müssen wir erstmal hier ankommen.

These shoes are made for walking … Tag 15 (Ershausen – Uder, 19 km)

Unterwegs

Unser Gasthof ist ein altes Fachwerkhaus mit knarzender Treppe mit ausgetretenen Stufen. Und es riecht wie in dem alten Fachwerkhaus meiner Großeltern, die Treppen sind quasi identisch. Gleiches Holz, ausgetreten und die gedrechselten Treppenpfeiler sind ebenfalls gleich. Wir hatten am Abend mit der Wirtin etwas geratscht und ihr von unserem Faible für Eichsfelder Wurst erzählt. Es gab ein sehr schönes Frühstück 😊. Sie wiederum hat mir den Mund wäßrig gemacht. Der Bäcker nebenan würde so einen tollen Mohnkuchen machen ….

„Haben wir jeden Tag, nur heute leider nicht. Heute haben wir Schmandkuchen …“. Der war auch sehr lecker.

Wir verlassen also das schmucke Dorf und schauen mal, ob wir einen Unterschied zur Rhön finden. Die Felder sind schon sehr groß hier, es wächst fast überall Weizen.

Überall stehen Hochstände rum, da scheint es ein Problem zu geben. Ich hätte gerne gefragt, leider haben wir aber keinen passenden Gesprächspartner getroffen. Die…

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These boots are made for walking… Tag 14 (Schwebda – Ershausen, 15 km)

Achims Bein hat sich fein ausgeruht. Es geht wieder, so dass wir wieder gehen können. Zunächst aber fahren wir ein Stück mit dem Schienenbus der Thüringischen Eisenbahnen von Bad Salzungen nach Eisenach. Dann mit dem Bus weiter nach Schwebda, eine Station vor Eschwege. Auf diese Weise überbrücken wir in zweieinhalb Stunden rund 80 Kilometer. In den nächsten vier Tagen wollen wir durch den Naturpark Eichsfeld – Hainichen zu meiner Schwiegermama nach Göttingen laufen.

In Schwebda gibt es erst nochmal einen Kaffee zur Aufmunterung. Nein, so weit nördlich sind wir noch nicht, auch wenn es der Strandkorb im Cafégarten suggeriert.

Wir kaufen nebenan noch zwei belegte Brötchen zum Mittagessen ein und machen uns um viertel vor elf auf den Weg. Der führt uns erstmal bei gefühlten 30 Grad in praller Sonne über eine Asphaltstraße. Nach etwa einer halben Stunde tauchen wir in den Wald ein und müssen erstmal steil bergauf. Meine Motivation sinkt parallel dazu in den Keller. Mir ist heiß, mein Rucksack ist heute 20 Kilo schwerer als an den anderen Wandertag und dieser dumme Strandkorb hat mich auf ebenso dumme Gedanken gebracht: „Wieso renne ich jetzt hier eigentlich durch den Wald? Ich könnte jetzt sooo schön irgendwo am Strand liegen!“

Ein paar Infotafeln am Wegesrand lenken mich von meinem Selbstmitleid ab. Wir lernen, dass für das Eichsfeld Muschelkalkplateaus mit tief eingeschnittenen Tälern charakteristisch sind. Leider werden wir das aber erst morgen sehen, lerne ich von Achim. Nun ja. Ich erfahre weiterhin, dass wir wieder auf dem „grünen Band“ sind, dem Wanderweg entlang der ehemaligen Zonengrenze und ich lese den schönen Text, dass sie aus dem ehemaligen Todesstreifen einen Lebensstreifen, ein Biotop, machen wollen.

Seit Tagen auch sehen wir diese großen braunen Schilder, auf denen an die Wiedervereinigung erinnert wird. Interessant, dass nicht nur die Uhrzeit, sondern auch die Datumsangaben variieren.

Gegen Mittag wird deutlich, was Premiumwanderwege wie Frankenweg und Hochrhöner von einem einfachen Wanderweg ohne jegliche Klassifizierung unterscheidet: Hier gibt es keine Bänke, so dass wir uns zur Mittagsruh auf einer Wiese am Waldrand niederlassen.

Wir lassen uns Zeit, schreiben, lesen und dösen, denn in unserem Gasthof in Ershausen haben wir uns für 18 Uhr angemeldet. Dort ist heute Ruhetag, aber Frau Diederich hat sich bereit erklärt, uns mit Schnitzel und Bratkartoffeln zu verköstigen.

Im nächsten Dorf freuen wir uns über ein Eis-Café. Wir hatten lange kein Spaghettieis mehr. Kurz nach dem Ortsausgang hat die Gemeinde ein gemütliches Picknickensemble auf einen Hügel gestellt. Da die Sonne gerade hinter einer Wolke verborgen ist, ein leichter Wind die Luft kühlt und Achim nach einem Geocache sucht, döse ich auf der Bank und erfreue mich an dem, was ich sehe.

Gegen halb sechs sind wir am Ziel und entdecken am Wegesrand noch Werke zweier Künstler.

These boots are made for walking … Ruhetag (Bad Salzungen, ca 5km)

Unterwegs

Ich weiß auch nicht genau, warum wir nicht etwas früher einen Ruhetag eingeplant haben. So schön! Da wir bis zum Ende des Hochrhöner alle Unterkünfte vorgebucht hatten, war ein Einschieben etwas schwierig.

Heute endlich blieben die Rucksäcke unbeachtet im Hotelzimmer und wir flanierten leichten Fußes durch die Bäderstadt an der Werra. Gestern Abend schon haben wir uns natürlich einen ersten Eindruck verschafft. Zwei Dinge sind auffällig. Der fast kreisrunde See in der Altstadt und die Gradierwerke an der Werra.

Der See ist ein so genannter Erdfallsee (wie die Seen bei Bernshausen gestern auch) und hat mit 1,15 Kilometern Umfang bei einer Tiefe von bis zu 15 m eine respektable Größe. Schön anzusehen ist er auf jeden Fall.

Bekannt ist Bad Salzungen aber durch die Nutzung der Sole. Das Spazieren an den Gradierwerken durch die salzige Luft ist gut für die Atemwege und wird schon seit über 200 Jahren praktiziert. Das…

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These boots are made for walking… Tag 13 ( Bernsheim – Bad Salzungen, 16,5 km)

Er läuft wieder! Aufgebaut mit Voltaren, (einer einzigen) Ibuprofen und einem halben Ruhetag fühlt sich Achim wieder fit genug, um unsere letzte Etappe auf dem Hochrhöner in Angriff zu nehmen.

Wir lassen es langsam angehen. Gestern Nachmittag bei meinem Badeausflug zum Schönsee hatte ich dort ein Schild gesehen „Bad Salzungen 10,5 km. Dieser Weg spart den Ansteig zum Pless aus. Gut so. Wir laufen also die zwei Kilometer bis zum See und Achim bekommt seine erste Pause, während ich nochmal eine Runde schwimme. Eine Runde ist hier wörtlich zu nehmen, weil der See wirklich kreisrund ist.

Wenn man so langsam unterwegs ist wie wir, mit dreieinhalb bis vier Kilometer pro Stunde, nimmt man automatisch die vielen kleinen Dinge am Wegesrand bzw. in der näheren Umgebung unter die Lupe: eine Blindschleiche, die den Weg kreuzt oder die Eidechse, die sich auf einem Stein sonnt.

Wir hören den Vögeln zu, erkennen die Feldlerche und den Buchfink, viele andere Vogelstimmen leider nicht (und nehmen uns vor, bald mal wieder an einer Vogelkundlichen Führung von Christian Magerl teilzunehmen.) Über uns schwebt majestätisch der Rotmilan, der hier in der Rhön im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt besonders geschützt und unterstützt wird.

Von den vielen blühenden Blumen rechts und links kennen wir einige, andere nicht. Den Blutweiderich, der uns die ersten Tage auf dem Hochrhöner begleitet hat, haben wir via Internet bestimmt. Genauso geht es uns mit den Bäumen. Unser Wissen ist da leider recht begrenzt. Aber jetzt haben wir ja viel Zeit und können in den nächsten Monaten und Jahren noch ganz viel lernen.

Wir genießen es sehr, von morgens bis abends draußen zu sein, durch Wälder und Felder zu streifen, den Geräuschen der Tiere zu lauschen, die Sonne auf der Haut zu spüren oder sie im warmen Sommerwald zu riechen.

Bewusst nehmen wir auch die verschiedenen Untergründe wahr, auf denen wir laufen: den weichen Waldweg, der von Blättern der vergangenen Saison bedeckt ist, den Wiesenweg, den Kiesweg.

Oder die unterschiedlichen Farbtöne: die vielen verschiedenen Beige-Braun-Facetten des Getreides, des Erdbodens, des Holzes, die Grünvarianten der Wiesen, Sträucher und Bäume. Unsere Wahrnehmung ist geschärft, die vermeintlichen Kleinigkeiten erhalten unsere volle Aufmerksamkeit.

Wir kommen gut voran, am Nachmittag erreichen wir das letzte Dorf vor unserem Ziel und belohnen uns mit zwei großen Eisbechern. Es gibt eine letzte Rast (bei der ich leider Achims heißgeliebte Trinkflasche stehen lasse) und um viertel nach drei erreichen wir nach genau 126,5 Kilometern das Ende des Hochrhöners, das hier in Bad Salzungen mit einem großen grünen Holztor markiert wird.

Es sind ein paar Kilometer weniger als geplant, weil wir gestern weniger als die halbe Tagesetappe gemacht und unterwegs hier oder da auch mal abgekürzt haben. Der Wanderweg mäandert schon sehr durch die Gegend und dank Achim und seinen wunderbaren GPS-Bedienfähigkeiten haben wir den einen oder anderen Kringel ausgelassen.

An manchen Stellen war es außerdem gut, sich mithilfe des GPS‘ des richtigen Weges zu versichern. Meistens war die Beschilderung sehr gut, ab und zu gab es aber Unsicherheiten.

Am meisten geliebt haben wir auf diesem Weg die wunderbaren Weitblicke. Wir hatten hier eine tolle Zeit und lassen sie jetzt gemütlich im Kurbad beim WM- Endspiel ausklingen.

These boots are made for walking … Tag 12 (Tann – Bernsheim, 8 km)

Unterwegs

Tann am Morgen im frühen Sonnenlicht. Schon um neun Uhr sind wir startbereit, der Fuß fühlt sich lauffähig an und eine verkürzte Strecke habe ich auch schon auf meiner digitalen Wanderkarte. Gestern Abend liest mir Eva aus der Hochrhöner-Beschreibung vor, wir würden heute ja über 30 Kilometer vor uns haben. Ups, ich hatte 24 eingeplant … Seltsam.

Den ersten Einsparkilometer habe ich gleich an den Anfang der Etappe gelegt. Wir gehen nicht im großen Bogen aus Tann hinaus sondern direkt den Berg hinauf. Ob das die beste Entscheidung gewesen ist? Zuerst mal ist der Weg steil.

Und dann hört er auf wirklich zu existieren. Sch…

Auf der Asphaltstrecke denke ich über Tann nach. Es gibt ein sehr großes Schloss hier , die von der Tanns stammen von hier. Und da muss es einige mehr oder weniger berühmte Menschen dieser Familie gegeben haben. In München gibt es eine Von-der-Tann-Straße, habe ich…

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These boots are made for walking… Tag 11 (Schwarzbach – Tann, 20 km)

„Schwimmbad“ steht auf dem Schild am Wegesrand. Wir sind heute Morgen zwar erst vier Kilometer gelaufen, aber dieses Angebot ist zu verlockend. Bereits seit Tagen wünsche ich mir einen Badesee oder eine andere Schwimmgelegenheit und jetzt endlich ist sie da. Für 2,50 Euro erwerben wir eine Tageskarte und fünf Minuten später plantschen wir bereits im großen Becken. Selbst Achim, der normalerweise eine warme Dusche bevorzugt, traut sich hinein. „Kalt!“ „Ach was!“

Das Freibad in Gotthards wird von einem Verein organisiert, der auch das dazugehörige kleine Café mit der köstlichen Stachelbeerbaisertorte betreibt, eine Vase mit einer einzelnen frischen Rose aufs Klo stellt und ein Bücherschränkchen mit Freibadlektüre anbietet.

Ein Stündchen später sind wir wieder auf dem Weg und haben mit dem Zebraeffekt zu kämpfen. Dieser tritt normalerweise in Afrika auf, wo jedes dahergelaufene Zebra mindestens zehn Mal fotografiert werden muss, denn so nah, so schön, aus dieser Perspektive, bei so tollem Licht hat man es garantiert noch nicht geknipst. Hier heißen die Zebras offene Fernen und alle naslang bleiben wir stehen, um ein Foto zu machen.

Sehr zur Freude der Bremsen, die heute offenbar erst später frühstücken. Schade nur, dass ihr Brunch ein für sie so tragisches Ende nimmt.

Ich verleibe mir vor dem Mittagessen noch eine große Portion Himbeeren ein, die uns schon seit Tagen an den Sträuchern am Wegesrand offeriert werden. Saftig und süß. Für die zahlreichen Apfelbäume sind wir leider ein paar Wochen zu früh.

Das Wetter ist inzwischen so schön geworden, dass wir unseren heutigen Nachtisch, eine halbe Tafel Schokolade, die von gestern Abend übrig geblieben ist (Eva: „Hier, der Rest ist für dich. Ich habe schon die halbe Tafel aufgefuttert.“ Achim: „Ich kann jetzt nicht. Ich muss bloggen. Das lenkt mich nur ab.“) mit der Gabel essen müssen.

Später laufen wir eine Zeitlang auf dem „grünen Band“, dem Weitwanderweg entlang der früheren Grenze zwischen der DDR und der BRD. Wir stoßen auf alte Grenzsteine, auf den früheren Plattenweg, auf Infotafeln mit Berichten und Fotos vom 9.11.89, an dem sich die Frauen und Männer der gegenüberliegenden Dörfer aus Thüringen und Hessen auf dem zwischen ihnen liegenden Feld trafen und gemeinsam die Wiedervereinigung feierten.

Am späten Nachmittag müssen wir uns dann nochmal ordentlich anstrengen, um den 660m hohen Habelstein zu erklimmen. Achim hat seit gestern Nachmittag Schmerzen an einer Sehne am Schienbein. Auf und ab tut ihm nicht gut. Hilft aber nix.

Am Ortseingang von Tann, unserem heutigen Tagesziel, gehe ich vor, um in der Apotheke eine Tube Salbe zu besorgen. Fünf Minuten vor Ladenschluss trudele ich ein. Hoffentlich hilft’s.

Den Ort betritt man durch ein Renaissance-Stadttor. Im alten Zentrum befinden sich etliche sehr schöne Fachwerkhäuser. Wir schlafen heute in einem Gasthof, dem ein Steakhaus angeschlossen ist. Lecker, aber viel zu viel Fleisch (für mich). Morgen gibt’s wieder Salat (für mich).

These boots are made for walking … Tag 10 (Wasserkuppe – Schwarzbach, 22 km)

Unterwegs

Statistisch betrachtet gibt es an jedem zweiten Tag auf der Wasserkuppe Nebel. Es scheint heute ein zweiter Tag zu sein, denn der Berg ist eingenebelt. Macht nichts, wir wollen Wandern und nicht fliegen.

Schon nach unserem Frühstück sieht es ganz anders aus, nur 11° zwar, ich kann aber schon blaue Flecken am Himmel entdecken, das wird noch ein herrliches Wanderwetter heute. Der 950m hohe Gipfel hat einiges zu bieten, am auffälligsten ist das so genannte Radom, eine weithin sichtbare ehemalige RadarAnlage, heute noch eine Landmarke für die Sportfliegerei (Segelflieger, Drachenflieger …). Nicht weit weg ein Denkmal an gefallene Flieger des ersten Weltkriegs.

Tolles Panorama, keine Sonne. Loslaufen, warm werden. Wir kommen nicht weit, weil eine mir unbekannte Pflanze meine Aufmerksamkeit erregt. Ich habe sie mal Wollerbse genannt 😉

Noch mal ein Blick auf eine der welligen Flugplatzbahnen und wir gehen nun wirklich los. Diese Start/Landebahnen werden hier fast immer bergauf…

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These boots are made for walking… Tag 9 (Kreuzberg – Wasserkuppe, 21 km)

In der Nacht gießt es. Und so drehen wir uns um 6 nochmal gemütlich um und wachen erst kurz vor 8 wieder auf. Draußen ist es noch recht nebelig. Aber der Regen hat zum Glück aufgehört.

Wir lassen uns Zeit beim Frühstück. Im Kloster wurde sehr Kommunikationsfördernd an großen Tischen eingedeckt und wir kommen mit einem weitwandererfahrenen (noch) älterem Paar ins Gespräch. Er ist den kompletten Jakobsweg in mehreren Etappen gelaufen, im Schnitt 35 Kilometer am Tag. Oh, da ist bei uns ja noch Luft nach oben.

Wir brechen um viertel vor 10 auf und erreichen nach kurzer Zeit eine Gegend, die uns vom Durchfahren der Hochrhön vertraut ist und über die wir immer schon gesagt haben: „Lass uns hier doch mal wandern gehen!“ Karge, unbewaldete, leicht wellige Höhen, die einem großartige Fernsichten bieten. Der Nebel hat sich verflüchtigt und wir haben eine tolle Aussicht.

Die Rhön, so die Eigenwerbung, gehört zu den außergewöhnlichsten Mittelgebirgslandschaften Europas. Sie wird auch „das Land der offenen Fernen“ genannt. Wir genießen die Wanderung über die waldfreien Hochflächen und Kuppen. Viel zu schnell taucht wieder ein Waldstück auf und wir „hatschen“ ein bisschen meckernd vor uns hin. Dabei sollten wir dankbar sein, dass uns die dräuenden Regenwolken den ganzen Tag über verschonen. Es ist mitterweile recht kühl geworden und Achim, der mich ab und zu mit Spezialwissen verblüfft, erklärt mir, dass die Hochrhön eine Kälteinsel bildet und die durchschnittlich Jahrestemperatur auf der Wasserkuppe bei 4,8 Grad liegt (München: 13 Grad).

Aber das nächste Highlight wartet schon auf uns: kurz vor dem Roten Moor gibt es eine wunderbare Nabu- Hütte, in der Mammutkuchenstücke verkauft werden, Stachelbeer- und Pfirsichstreusel.

Und dann haben wir das Rote Moor erreicht und passieren auf einem Bohlenweg ein Birkenwäldchen und einen Aussichtsturm, von dem aus man einen Blick auf die vom Torfstich abgetragene Fläche und den Rest noch verbliebenes Hochmoor hat.

Wir müssen dann nochmal ein bisschen durch den Wald laufen, beklagen uns darüber, mecker, mecker und haben dann unser Tagesziel, die Wasserkuppe vor Augen. Sie ist mit ihren 950 m Höhe der höchste Berg Hessens und die Wiege des deutschen Segelflugsports. Standesgemäß schlafen wir im Hotel „Deutscher Flieger“ und Achim wird ein bisschen wehmütig, wenn er an seine eigenen Flugerfahrungen denkt.

Neil Armstrong, der erste Mann auf dem Mond, war übrigens auch schon mal Gast hier, erfahren wir am Abend in der Speisekarte.