Durch die Schlucht

Tief frisst sich der Fluss Tarn in die Berge hinein. Er ist knapp 400 Kilometer lang und fließt nördlich von Toulouse von Ost nach West. Berühmt ist er für seine eindrucksvollen Schluchten. Die größte liegt in seinem ersten Drittel zwischen den Orten Le Rozier und Sainte-Enimie. Die ca. 35 km lange Schlucht wird als Gorges du Tarn bezeichnet. Durch sie hindurch verläuft eine Tourismusstraße mit vielen Aussichtspunkten. Die 400 bis 500 m tiefe Schlucht selbst steht teilweise unter Naturschutz.

Gestern haben wir Spanien verlassen und sind durch die französischen Pyrenäen weiter nach Norden gefahren. Schon am frühen Nachmittag waren wir an unserem Ziel und haben uns einen ruhigen Sonntag gemacht – wie die Menschen hier in Auterive auch. Kein Café, keine Bar hatten auf.

Der Ort ist seltsam. Es gibt rechts und links des Flusses Ariège zwei schöne Kirchen, viele alte, verlassene und verfallende Häuser und, wie gesagt, alles zu. Aber: in der Kirche wird gerade ein Konzert gegeben (uns lassen sie leider nicht mehr rein), auf dem großen Parkplatz war Flohmarkt, gerade werden die Tische zusammengeklappt, in der Halle gegenüber spielen die Kinder Basketball. Auf der Straße jedoch ist kein Mensch. Nur wir und ein paar Autos. Dabei ist es lauwarm und die Sonne scheint. Sehr merkwürdig.

Die Gorges du Tarn gehört seit 2011 zum UNESCO Weltkulturerbe. Um dorthin zu kommen, passieren wir wenig besiedelte Landstriche, schöne Dörfer, platanengesäumte Alleen und kommen an der berühmten Brücke von Millau, der höchsten Europas, vorbei.

Wir fahren jetzt durch den drittgrößten Nationalpark Frankreichs, Grands Causses, mit seinen Kalksteinplateaus, und -felsen, in die der Tarn sein Bett gefräst hat.

Das tiefgrüne Wasser gurgelt űber Steine hinweg, an den Hängen kleben braun-graue Ruinen. So ein Glück übrigens, dass wir in der Nebensaison unterwegs sind. In den Sommermonaten tritt man sich hier wahrscheinlich gegenseitig auf die Füße bzw. steht Stoßstange an Stoßstange, wenn man überhaupt noch einen Platz auf den Aussichtspunkten findet. Wenn man jetzt Stimmen hört, sind es die der Kletterer, die sich gegenseitig Befehle geben, oder die der Standup-Paddler, die schnell mit der Strömung voran kommen.

In Sainte-Enimie ist die Schlucht zu Ende und wir können direkt am Wasser für die nächsten zwei Nächte bleiben. Für morgen ist Regen angesagt, wir hoffen, dass wir trotzdem ein bisschen wandern und uns in dem noch hervorragend erhaltenen mittelalterlichen Teil des Ortes umschauen können.

Aber jetzt erstmal: Bienvenu en France! Willkommen in Frankreich!

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