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An der Seine

Dass die Häuser hier so schön bunt sind, haben wir einem Unglück zu verdanken. Sie wurden im 16. Jahrhundert auf diese Weise neu aufgebaut, nachdem ein Feuer die mittelalterliche Bausubstanz zerstört hat.

Die Altstadt von Troyes im Zentrum Frankreichs gleicht einem Champagnerkorken, weiß der Reiseführer. Oben im dicken Kopf waren der Adel und die Kirche beheimatet, unten im Körper die Handwerker und Händler. Kanäle trennen die beiden Bereiche, die Seine umrahmt sie.

Wir erreichen die alte Hauptstadt der Champagne gegen vier am Nachmittag und machen uns mit den Rädern auf zur Stadtbesichtigung.

Als erstes stoßen wir auf die Kathedrale. Hier stellen wir unsere Fahrräder ab und erkunden beide Teile der Altstadt zu Fuß.

Überraschend viele Fachwerkhäuser gibt es hier. Dazu gesellt sich eine andere interessante Bauweise, damier champenois genannt, ein Schachbrettmuster aus Kalkstein und Backstein. Manches Mal sind die Fassaden und die Dachschindeln aus Kastanienholz.

Grundsteuer wurde früher an der Breite des Hauses bemessen, so dass die Bauherren bemüht waren, eher schmal zu bauen und stattdessen in die Länge zu gehen.

Glücklicherweise steht die gesamte Altstadt unter Denkmalschutz und entging der architektonischen Innovationswut der sechziger Jahre. Von beiden Weltkriegen verschont geblieben und durch zahlreiche Restaurierungs- und Renovierungsarbeiten erneuert, erstrahlt Troyes historisches Zentrum in einem entzückenden altmodischen Glanz.

Ganz anders sieht es da aus, wo wir heute Nacht schlafen: auf einem Stellplatz, der zur Mac Arthur Glen-Shoppingmall gehört.

Troyes ist nämlich zugleich die Hauptstadt der Outlet-Center. Bereits in den 1960er-Jahren eröffneten die ersten am Stadtrand, um dort Restposten lokaler Unternehmen abzusetzen. Heute pilgern jährlich mehr als eine Millionen Menschen dorthin, um Designermode, Haushaltswaren und  Kosmetik günstig zu erstehen.

Als wir am Abend aus der Stadt zurückkehren, haben die Geschäfte schon zu. Mal sehen, ob wir morgen Früh widerstehen können.

Von Dorf zu Dorf

Heute ist Fahrtag. Wir wollen 350 Kilometer weiter Richtung Heimat. Bezahlautobahnen nutzen wir dabei nicht sondern fahren auf den gut ausgebauten Routes Nationals (Bundesstraßen) und Routes Départementales (Landstraßen). Auf diese Weise sieht man viel vom Land, kommt langsamer aber interessanter voran.

Allerdings braucht man manchmal auch gute Nerven, denn noch mehr als die Spanier lieben die Franzosen Kreisverkehre. Und noch mehr als Kreisverkehre lieben beide Fahrbahnschwellen, die so hoch sind, dass es äußerst ratsam ist, vor ihnen ordentlich auf die Bremse zu treten und mit maximal 20 kmh drüberzufahren. „Vorsicht! Bempel!“, heißt es dann bei uns im Auto, wobei keiner weiß, woher dieser Name kommt.

Es gibt noch eine angenehmere Art von Schwelle. Sie ist gerade so schmal, dass wir ohne Holpern, aber auch langsam, über sie weg fahren können.

Hier ein paar Schnappschüsse von unserer Fahrt vom Dorf Sainte-Enimie ins Dorf Chassenard.

Kathedrale von Mende
R. L. Stevenson: Reise mit dem Esel durch die Cevennen„. Lesenswert!
Mittagspause
Wiesen und Hügel
Dorfstraße
Landstraße
Avenue

Am Ende war es dann doch etwas lang(weilig) und wir sind froh, am Ziel zu sein. Ein Schiff und wir liegen am Canal de Roanne à Digoin. Das ist ein Stück nördlich von Clermont-Ferrant, bis nach Troyes, unserem morgigen Ziel sind es 250 Kilometer. Aber jetzt erst mal einen Gin und ein Tavla und dann ganz faul mit einem Käsefondue in den Abend gleiten. Cheers.

Runtergucken

Wer runtergucken will, muss erstmal nach oben. Direkt hinter unserem Stellplatz am Ufer des Tarn geht ein Weg hoch, ziemlich direkt, ohne große Schleifen oder sonstige Schnörkel. Da pumpert das Herz und ich muss ordentlich schnaufen, aber um so schneller hat man eine tolle Aussicht.

Auf 1000 Meter kann man schön in die Schlucht des Tarn und auf das mittelalterliche Dorf Sainte-Enimie runtergucken. Man kann den Blick aber auch in die Ferne schweifen lassen und sich dabei freuen, dass der Wetterbericht für heute völlig daneben lag. Kein Regen, dafür viel Sonne!

Nach vier Stunden sind wir zurück im Dorf, das auf eine lange Vergangenheit zurückblickt. Gut erhaltene Häuser zeugen von alten Zeiten.

Dazwischen findet sich moderne Kunst, denn die Gemeinde hat CartoonistInnen aufgerufen, ihre Heldinnen und Helden auf Comiczeichnungen ins Dorf zu bringen. Sie sind zurzeit ausgestellt, im Herbst wird ein Buch davon gedruckt.

Dann endlich sind wir wieder am Bus, können die müden Knochen ein wenig ausruhen und uns über den Apfelkuchen hermachen, den ich heute Morgen gebacken haben. Dazu rauscht neben uns der Fluss.

Kurz vor Feierabend will noch die Einsiedelei oberhalb des Flusses besucht werden. Mit ihr liebäugeln wir schon die ganze Zeit. Also wieder rein in die Wanderschuhe und los. Wir wollen nochmal runtergucken. Auch diesmal geht es ziemlich direkt nach oben, begleitet von tollen Ausblicken. Alle paar Meter bleiben wir stehen und schauen runter aufs Dorf, auf unseren Stellplatz, auf den Fluss. Dann sind wir oben und gucken runter (wir haben ja keine Drohne mehr, da müssen wir selber laufen 😂).

Oben ist eine alte Einsiedelei, mit deren Bau jemand schon im 10. Jahrhundert begonnen hat. Dazu gehört eine Heilquelle, die bei Hautkrankheiten helfen soll.

Die schönen bunten Felsen wollen auch noch fotografiert werden und dann reicht es für heute.

Unsere Stammkneipe wartet.

Durch die Schlucht

Tief frisst sich der Fluss Tarn in die Berge hinein. Er ist knapp 400 Kilometer lang und fließt nördlich von Toulouse von Ost nach West. Berühmt ist er für seine eindrucksvollen Schluchten. Die größte liegt in seinem ersten Drittel zwischen den Orten Le Rozier und Sainte-Enimie. Die ca. 35 km lange Schlucht wird als Gorges du Tarn bezeichnet. Durch sie hindurch verläuft eine Tourismusstraße mit vielen Aussichtspunkten. Die 400 bis 500 m tiefe Schlucht selbst steht teilweise unter Naturschutz.

Gestern haben wir Spanien verlassen und sind durch die französischen Pyrenäen weiter nach Norden gefahren. Schon am frühen Nachmittag waren wir an unserem Ziel und haben uns einen ruhigen Sonntag gemacht – wie die Menschen hier in Auterive auch. Kein Café, keine Bar hatten auf.

Der Ort ist seltsam. Es gibt rechts und links des Flusses Ariège zwei schöne Kirchen, viele alte, verlassene und verfallende Häuser und, wie gesagt, alles zu. Aber: in der Kirche wird gerade ein Konzert gegeben (uns lassen sie leider nicht mehr rein), auf dem großen Parkplatz war Flohmarkt, gerade werden die Tische zusammengeklappt, in der Halle gegenüber spielen die Kinder Basketball. Auf der Straße jedoch ist kein Mensch. Nur wir und ein paar Autos. Dabei ist es lauwarm und die Sonne scheint. Sehr merkwürdig.

Die Gorges du Tarn gehört seit 2011 zum UNESCO Weltkulturerbe. Um dorthin zu kommen, passieren wir wenig besiedelte Landstriche, schöne Dörfer, platanengesäumte Alleen und kommen an der berühmten Brücke von Millau, der höchsten Europas, vorbei.

Wir fahren jetzt durch den drittgrößten Nationalpark Frankreichs, Grands Causses, mit seinen Kalksteinplateaus, und -felsen, in die der Tarn sein Bett gefräst hat.

Das tiefgrüne Wasser gurgelt űber Steine hinweg, an den Hängen kleben braun-graue Ruinen. So ein Glück übrigens, dass wir in der Nebensaison unterwegs sind. In den Sommermonaten tritt man sich hier wahrscheinlich gegenseitig auf die Füße bzw. steht Stoßstange an Stoßstange, wenn man überhaupt noch einen Platz auf den Aussichtspunkten findet. Wenn man jetzt Stimmen hört, sind es die der Kletterer, die sich gegenseitig Befehle geben, oder die der Standup-Paddler, die schnell mit der Strömung voran kommen.

In Sainte-Enimie ist die Schlucht zu Ende und wir können direkt am Wasser für die nächsten zwei Nächte bleiben. Für morgen ist Regen angesagt, wir hoffen, dass wir trotzdem ein bisschen wandern und uns in dem noch hervorragend erhaltenen mittelalterlichen Teil des Ortes umschauen können.

Aber jetzt erstmal: Bienvenu en France! Willkommen in Frankreich!

Kraniche in der Champagne

Als ich um kurz nach sieben die Bustür öffne, geht gerade die Sonne auf. Ich höre sie sofort: „Gru, Gru!“, tröten die Kraniche, die wie auf einer Perlenkette aufgereiht über mich hinwegfliegen. Wegen ihnen sind wir hergekommen. Im Herbst und im Frühjahr rasten Abertausende von Kranichen hier am Lac du Der-Chantecoque auf ihrem Zug von Süd nach Nord und andersrum. Im November 2019 wurden über 260.000 Kraniche gezählt, neuer Allzeit-Rekord für alle Rastplätze auf der westlichen Zugroute. Genau heute vor einem Jahr (Achims Kamera weiß das) sind wir per Zufall in der Mittagspause hier gelandet und haben dabei von Vogelguckern erstmals davon gehört.

Eigentlich wollte ich gleich nach dem Aufstehen eine Runde Laufen, aber jetzt muss ich erstmal zurück in den Bus und die Kamera holen. Voilà.

Jetzt aber los. Achim hatte mir gestern Abend schon einen Tipp für eine schöne Runde gegeben und was soll ich sagen? Recht hat er gehabt! Ich laufe vom Bus aus ein paar Minuten und erreiche einen Damm, dem ich bis ans andere Ende folge. Das Plätschern des Wassers und das Tröten der Kraniche begleiten mich.

Es hat zwar nur sechs Grad, aber mit Mütze und Handschuh ist das kein Problem.

Gegen Mittag machen wir uns mit den Fahrrädern auf, den See zu umrunden. Mit knapp 48 km² ist der Lac du Der-Chantecoq der größte Stausee in Frankreich. Mit dem Bau des Stausees wurde 1966 begonnen, acht Jahre später konnte er eingeweiht werden. Er dient als Rückhaltebecken, um das Marne-Tal und im weiteren Verlauf vor allem die Stadt Paris vor Hochwasser zu schützen und in trockenen Hochsommern immer für ausreichenden Wasserstand der Seine in Paris zu sorgen.

Es gibt einen sehr gut ausgeschilderten Radweg, der auf 40 Kilometern einmal rundum führt. Meistens können wir auf dem Damm fahren mit toller Aussicht aufs Wasser und die Wasservögel. Reiher, Haubentaucher, verschiedene Enten und Gänse, alles da. Nur mein geliebter Eisvogel lässt sich nicht blicken. Über uns kreisen immer mal wieder Falken, ab und zu ziehen auch ein paar Kraniche über uns weg. Ob sie wohl schon aus Spanien kommen?

Ein Hinweisschild am Wegesrand zeigt uns, dass der nächste von uns wieder angepeilte Kranich-Hotspot in Spanien, die Laguna de Gallocanta, noch 1308 Kilometer weg ist. In ein paar Tagen sind wir dort.

In der zweiten Hälfte der Tour führt die Route öfters durch den Wald. Der Name Lac du Der kommt vom keltischen Wort für „Eiche“, der wichtigste Baum für den Hausbau und die typischen Fachwerk-Kirchen der Region. 

Chantecoq war eines der drei überfluteten ehemaligen Dörfer, die im heutigen Seegebiet lagen.

Während wir heimradeln, male ich mir aus, dass wir uns so gegen viertel vor sechs mit zwei Gin Tonic, ein paar Nüsschen und einer warmen Decke auf den Damm setzen und den Kranichen beim allabendlichen Flug in ihr Nachtquartier zuschauen. Pünktlich um halb sechs fängt es an zu regnen. Jetzt giesst es. Keine Kraniche heute Abend. Aber ein Gin Tonic geht trotzdem, oder?

Von Gien nach Reims

Gien ist schnell erreicht: 150 Kilometer über die A 20 und die D 940 nach Nordosten. Hier sind wir auf der Hinfahrt vorbeigekommen und Achim war so begeistert von der Stadtansicht. „Da muss ich noch mal hin!“ Damit die Liste der Orte, zu denen er noch mal hin muss, nicht allzu lang wird, fahren wir heute dorthin.

Das Wetter ist leider bescheiden, grau und 7 Grad, und zu allem Überfluss regnet es. Sehr. Dennoch suchen wir am Ufer der Loire die geeignete Stelle für ein Foto. Kann man inmitten der verschiedenen Grautöne die Stadt erkennen?

Auf eine weitere Besichtigung verzichten wir. Zu nass, zu kalt. Also bleibt Gien doch auf dem Zettel. Wir fahren weiter. Aber noch nicht direkt nach Reims sondern zur Kaffeepause nach Montbouy, wo wir vor 53 Tagen bereits auf der Hinfahrt so idyllisch am Kanal genächtigt haben.

Aber dann. Auf nach Reims. 250 Kilometer. Auch diese Stadt ist Neuland für mich. Bilder der berühmten Kathedrale habe ich schon oft gesehen. Nun stehe ich davor und lege den Kopf in den Nacken, um sie in ihrer majestätischen Größe zu erfassen.

Wir bummeln noch ein wenig durch die Stadt und können dann tatsächlich die Abendsonne im Straßencafé genießen.

In zwei Tagen werden wir zuhause sein. Damit endet eine fantastische Reise. Ich habe große Lust, im nächsten Frühjahr nach Marokko zurückzukehren. Es gibt ein paar Orte, an denen ich noch einmal sein möchte und viele, die ich entdecken möchte.

Unsere nächsten Reiseziele für dieses Jahr stehen noch nicht fest. Wer diesen Blog abonniert, wird sie nicht verpassen.

In der Sixtinischen Kapelle der Vorgeschichte

Auch die Heimfahrt braucht den einen oder anderen Höhepunkt. Der Besuch der Höhle von Lascaux ist zweifellos ein solcher. Immer schon möchte ich hierher. Nun sind wir tatsächlich da

Diese vier jungen Männer haben am 12. September 1940 den Eingang zur Höhle in einem Waldstück beim südfranzösischen Dorf Montignac entdeckt. Einer der Freunde war am Vortag per Zufall beim Spaziergang mit seinem Hund auf das Loch im Fels gestoßen. Ihm war klar, dass er die Erkundung nicht allein durchführen konnte. Am nächsten Tag kamen sie zu viert zurück und stiegen gemeinsam in die Höhle hinab. Dass sie damit einen Sensationsfund gemacht hatten, war schon nach kurzer Zeit klar: sie waren auf die besterhaltenenen prähistorischen Malereien Europas gestoßen.

Führende Archäologen begannen bereits zwei Wochen nach dem Fund mit ersten Untersuchungen und datierten die üppigen Malereien, mit denen die Höhle ausgestattet war, auf die Jungsteinzeit, mindestens 15 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung.

Wer wie wir heute Lascaux 4 betritt, betritt leider nicht mehr die Originalhöhle sondern ein Museum, in dem die Höhle mit modernster Technik nachgebaut wurde. Hierfür wurde das Original in seiner Oberflächenstruktur millimetergenau dreidimensional als etwa zwei Zentimeter dicke Schale nachgebildet und farblich an das Original angepasst. Entsprechend der Original-Höhle wird die Raumtemperatur auf 14 °C gehalten – und es fühlt sich auch wirklich so an als sei man in einer Höhle. Verantwortlich zeichnet für dieses Projekt das norwegische Architekturbüro Snøhetta.

Begeistert sind Wissenschaftler und Besucher davon, dass die Malereien auch nach schätzungsweise 17 000 Jahren so gut erhalten sind. Dass die verwendeten Farben in ihrer Intensität so gut wie nichts verloren haben. Dass die Künstlerinnen oder Künstler mit großem Können gearbeitet haben. Manchmal wird deshalb die Höhle von Lascaux als „Sixtinische Kapelle der Vorgeschichte“ bezeichnet.

Um die Bilder nicht zu gefährden, wurde die Höhle 1968 für die Allgemeinheit geschlossen. Millionen von Menschen hatten das Raumklima so verändert, dass Schimmel entstanden war. Gleich nebenan wurde eine Kopie errichtet, eine Höhle, die man auch heute noch besuchen kann. Sie wurde 1983 eröffnet.

2016 wurde Lascaux 4 eröffnet. Hier ist die Originalhöhle samt aller Zeichnungen und Ritzungen nach höchstem wissenschaftlichem und technischem Standard nachgebildet. Außerdem gibt es das sogenannte Atelier, in dem Details reproduziert und eingehend erläutert werden.

Nach der Besichtigung fahren wir noch 200 Kilometer weiter nach Norden. Es regnet, wie gestern schon, in Strömen. „Weißt Du, was gut ist?“, fragt Achim. „Dass wir kein Zelt aufbauen müssen“.

Von einem Kranich-Spot zum Nächsten

Wir haben Spanien erreicht. Achim schildert in diesem Blogbeitrag unsere Fahrt von Bordeaux zur Laguna de Gallocanta.

Auf unserer Fahrt kommen wir an vielen Gewässern vorbei. An einem See eine schöne Pause machen, eine Stadt besuchen, durch die ein Fluss fließt oder an einer Lagune auf Kraniche hoffen. Mein (Schul-)Französisch ist leider miserabel. Aber ich mag die Sprache ! Au bord d´eaux kann man wohl sagen für Am Rande von Gewässern. Gestern […]

Von einem Kranich-spot zum Nächsten

Stippvisite in Bordeaux

„Ihr müsst Euch unbedingt die Cité du Vin ansehen“, rät unser Schwager per WhatsApp, als wir gerade vorm Opernhaus in Bordeaux stehen. Endlich bin ich mal hier. Irgendwie habe ich es trotz etlicher Frankreichaufenthalte noch nie geschafft, Bordeaux zu besuchen. Heute ist es soweit, auch wenn es nur eine Stippvisite wird. Schließlich sind wir nur auf der Durchreise. Am Ende unseres Besuches, so viel sei schon verraten, wird klar sein: Bordeaux kommt auf die Liste (der noch einmal ausführlicher zu besuchenden Orte).

Die Cité du Vin also. Mal googeln. „Seit Juni 2016 kann sich Bordeaux mit einem zeitgenössischen Monument schmücken, welches sich einzig dem Thema Wein widmet: der Cité du Vin. Auf dem Ranking von National Geographic steht es auf Platz 7 der weltweit besten Museen.“ Und Wikipedia schreibt: „Die Cité du Vin ist ein französisches Tourismusprojekt,  das ein Weinbaumuseum und einen Freizeitpark zum Thema Wein verknüpft und in einem spielerischen Ansatz die olfaktorische und gustatorische Wahrnehmung ansprechen soll.“ DAS spricht uns nicht an und wir entscheiden uns gegen einen Besuch.

Was wir erst am Nachmittag lesen, nachdem wir die Stadt schon verlassen haben: „Die Architektur von Anouk Legendre und Nicolas Desmazières (XTU), die an die Bewegung des Weines in einem Glas erinnert, ist gewagt, der Standort in dem im Wandel begriffenen Stadtteil Bassins à Flot bedeutungsvoll. Wie Bilbao mit seinem Guggenheim und Sydney mit seiner Oper besitzt auch Bordeaux ein modernes, auf sein Vorzeigeprodukt Wein verweisendes Wahrzeichen.“ Mist. Wir hätten es uns zumindest von außen ansehen sollen. Nächstes Mal! Immerhin erhaschen wir auf der Fahrt zu Darwin einen kurzen Blick aufs Ensemble.

Darwin ist ein anderes spannendes Projekt in Bordeaux, auf das wir zufällig im Internet gestoßen sind: ein alternatives und innovatives urbanes Ökosystem in einer ehemaligen Kaserne, die nachhaltig restauriert wurde.

Es zieht viele verschiedene Projekte und BesucherInnen an: Von Skateboard Fahrern und Streetart-Enthusiasten bis hin zu Unternehmern der grünen Wirtschaft, Elektro-Musik-Fans, Verfechtern der biologischen Vielfalt und Sonntagsbrunchern ist für jeden etwas dabei. Darwin ist ein Ort, der lebendig ist: Die Menschen arbeiten hier, aber sie kommen auch hierher, um zu Mittag zu essen, etwas zu trinken, zu bummeln, Bücher zu lesen, Straßenkunst zu entdecken, Kinder können freispielen und sogar Tiere werden hier gehalten.

Ansonsten lässt es sich in Bordeaux vortrefflich durch die Gassen und großen Boulevards bummeln. Es gibt viele schöne Einkaufsstraßen, Cafés, Restaurants, Prachtbauten, alte Bürgerhäuser, Museen, Theater.

Entspannt lässt es sich am Ufer der Garonne entlang schlendern.

Wir kosten die feinen Canelés, guglhupfförmige kleine Küchlein, innen weich, außen knusprig mit einem Spritzer Rum und einem Hauch Vanille gewürzt.

Berühmt ist auch die Place de la Bourse, von der man mithilfe des miroir d’eau (Wasserspiegel) wunderbare Aufnahmen machen kann. Aber ach, im Winter gibt es hier kein Wasser auf dem dafür vorgesehenen Terrain. Die tollen Fotos können wir nicht machen, aber ein Behelf fällt uns dann doch noch ein.

Es geht schon auf halb fünf, als wir Bordeaux verlassen und uns auf den Weg nach Morcenx machen. Dort gibt es das Naturschutzgebiet von Arjuzanx, in dem sich aktuell ein paar tausend, na was wohl, Kraniche natürlich, aufhalten. Da müssen wir doch mal vorbei schauen.

Und diesmal haben wir Glück: schon als wir den Bus neben dem Beobachtungsturm parken, hören wir das markante Grugru der Kraniche.

In großen Formationen ziehen sie über uns hinweg, um etwa 800 Meter von uns entfernt auf ihrem Schlafplatz zu landen. Mit bloßem Auge sind sie vom Beobachtungsturm aus nicht zu erkennen, mit dem Fernglas kann man sie sehen, wenn man weiß, dass sie dort sind. Unsere Kameras können sie natürlich auch nicht erfassen.

Das macht nichts. Das Grugru und die Vogelformationen bieten gerade alles, was das Herz begehrt.

Der Vogel hat Humor

Schön früh am Morgen singen die die Vögel im Wald oberhalb der Saarschleife. Insbesondere die Krähen machen richtig Lärm. Gut so. Die Sonne scheint schon am blauen Himmel über dem WoMo. Nach dem Frühstück wandern wir zum Aussichtsturm. Aussichtsturm am Baumwipfelpfad über der Saarschleife. Der Waldwipfelpfad ist noch geschlossen, wir sind quasi zu früh da. […]

Der Vogel hat Humor