Bötchen fahren

Kopf einziehen! Die Enten kommen. Im Tiefflug umkreisen sie unser Ausflugsbötchen, wissend, dass die Touristen ihnen gern mal einen Leckerbissen zuwerfen. Manche landen so dicht neben uns, dass wir gleich ein zweites Mal geduscht werden heute Morgen.

Wir sind auf dem See des Albufera-Naturparks, der kurz hinter unserem Valencia-Campingplatz beginnt. Mit dem Rad erreichen wir die Lagune ruckzuck und freuen uns, als wir entdecken, dass hier Bötchenfahrten angeboten werden. Außer den Enten sind noch Möwen unterwegs. Das ist nicht viel, dafür dass es hier 250 verschiedene Tierarten geben soll und der See zur Zeit des Vogelzugs ein wichtiger Rastplatz für viele Vögel auf ihrer Europa-Afrika-Route ist. Das macht aber nichts. Wir genießen die Bootsfahrt einfach so, unser Käptn raucht eine dicke Zigarre und erklärt uns das Biotop auf Spanisch, die jungen Eltern neben uns singen -„Alle meine Entchen“ für ihre Tochter und wir unterhalten uns nett mit einer jungen Journalistin aus Hamburg.

Gestern haben wir erfahren, dass Valencia DIE Paellastadt ist. Nach der Bötchenfahrt ist Mittag. Ob es hier eine gibt?

Leider nicht. Stattdessen halt zwei Kaffee. Auch gut. Dann fahren wir weiter, immer an der Orangenblütenküste (Costa del Azahar) entlang Richtung Nordosten, Richtung Heimat. Zehn Tage haben wir für die Rückreise kalkuliert. Bei etwa 1800 Kilometern sind das doch angenehme Tagesetappen.

Unsere erste führt uns ins Delta des Ebro. Damit haben wir einen weiteren Naturpark erreicht. Gut so, denn trotz ihres wunderschönen Namens ist die Orangenblütenküste in unseren Augen alles andere als schön. Eine Hotelanlage reiht sich hier an die nächste. Dazwischen auch gern mal ein Gewerbegebiet.

Das Delta des Ebro, des längsten Flusses in Spanien, ist riesig: 325 km² groß. Neben dem Nationalpark Doñana, in dem wir vor ein paar Wochen waren, ist es eines der bedeutendsten Feuchtgebiete Spaniens. Nach dem Nildelta ist es das größte am Mittelmeer.

Wir holen nochmal die Räder vom Fahrradträger und radeln hinein ins Sumpfland voller Kanäle, Reisfelder, stehenden flachen Gewässern und vielen Vögeln, die wir durchs Vorbeifahren leider aufschrecken.

Ich bekomme auch einen Schreck: mein Hinterrad fühlt sich gar nicht gut an. Ich steige ab und gucke: nicht mehr allzu viel Luft ist im Reifen. Bis zu unserem Bus sind es noch gute sechs Kilometer. Wir beschließen, dass ich schiebe und Achim mit seinem Rad zum Bus fährt und mich dann abholt.

Hm. Ich probiere mal was aus. Die Straße ist asphaltiert und eben. Ich schalte auf „Turbo“, verlagere mein Gewicht so gut es geht nach vorn und düse los. Tatsächlich schaffe ich fünf Kilometer mit dieser Methode. Den letzten Kilometer schieben wir gemeinsam.

Dann machen wir Arbeitsteilung: ich kümmere mich um die Nudeln zum Abendessen und Achim repariert mal wieder mein Rad. Denn für morgen Mittag haben wir noch eine interessante Tour entdeckt. 60 Kilometer von hier.

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